Donaugrab: Keine ruhige Minute für Kommissar Meißner aus Ingolstadt

Lisa Graf-Riemann: Donaugrab»Eine schöne Leich« ist es diesmal wahrlich nicht, die meine Texttreff-Kollegin Lisa Graf-Riemann uns in ihrem zweiten Oberbayern Krimi »Donaugrab« präsentiert. Ihrem zweiten Opfer ist es auch nicht vergönnt, idyllisch im Gladiolenfeld sein Ende zu finden, nein: es wird aus dem Auffangbecken des Donaukraftwerks geborgen. Gerade aus dem Urlaub nach Ingolstadt zurückgekehrt, wird Kommissar Meißner durch diesen Fall rasch wieder in den Ermittlungsalltag hineinkatapultiert, der ihn und sein Team diesmal unter anderem ins Ingolstädter Schulmilieu führt.

Die Aufklärung des Falls gestaltet sich nicht nur wegen der vielschichtigen Schulproblematiken (Leistungsdruck, schwierige Situationen im Elternhaus, fehlende Wertschätzung, um nur einige zu nennen) schwierig, sondern vor allem, weil am »Tatort Schule« Schlag auf Schlag weitere Straftaten begangen und besorgniserregende Entdeckungen gemacht werden. Und selbst nach Feierabend kennt die Autorin keine Gnade für ihren Kommissar Meißner: auch sein Privatleben hält den gebeutelten Ermittler emotional sehr auf Trab.

Lisa Graf-Riemann versteht es meisterhaft, die vermeintliche oberbayerische Idylle mit der Realität zu kontrastieren, in der Gewalt in unterschiedlichen Formen auch in Ingolstadt zum (Schul-)Alltag gehört. Gekonnt führt die Autorin Ermittlungsteam und Leserschaft auf falsche Fährten, in brenzlige Situationen und spannende Verfolgungsjagden. Angesichts der teils »großstädtischen« Themen, mit denen sich die Ingolstädter Ermittler/innen plötzlich befassen müssen, wirken sie teilweise auch hilflos und ein wenig überfordert.

Mit »Donaugrab« gelingt es der Autorin erneut, mehr als einen bloßen Regio-Krimi zu schreiben. Graf-Riemanns Kriminalgeschichten erwachsen aus wichtigen gesellschaftlichen Themen, die ihr – genauso wie Land und Leute – spürbar am Herzen liegen. Sie ist eine sehr genaue Beobachterin von Charakteren, Milieus, Stadt und Landschaften und lässt sie durch ihre bilderreiche Sprache lebendig werden. Dabei erzählt sie so detail- und kenntnisreich, spannend, humorvoll und teils anrührend, dass man regelrecht in die Geschichte hineingezogen wird. Ich hätte ihr gerne auch noch länger zugehört. Allein, die Autorin beliebte, just im spannendsten privaten Moment ihres Heldens den Vorhang fallen zu lassen. Was ich ihr nur verzeihe, weil ihr rasantes Schreibtempo bald auf den 3. Meißner-Krimi aus TATLINS DOG hoffen lässt ;-)

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Lisa Graf-Riemann
Donaugrab
Oberbayern Krimi
Emons Verlag, Köln 2011
ISBN 978-3-89705-820-0
9,90 €

Premierenlesung:
12.04.2011, 19 Uhr: Bücherstube Neuburg an der Donau, Eisengasse 124

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2 Antworten zu “Donaugrab: Keine ruhige Minute für Kommissar Meißner aus Ingolstadt

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