Sehr unterhaltsam und lehrreich: Fettnäpfchenführer Spanien

Spanien – Land der feurigen Toreros und kastagnettenschwingenden Flamencotänzerinnen, Heimat von Paella und Sangria. Über Spanien braucht man uns doch nix mehr erzählen, das kennen wir wie unsere Westentasche, dort fühlen wir uns wie zu Hause. Und auch die Verständigung klappt bestens: los wochos, los chipsos, los bieros …
Spanien, olé! Nee, nee, Marie, ist dat nit schön? :-)

Lisa Graf-Riemann: Fettnäpfchenführer Spanien | Conbook VerlagWer sich während eines All-inclusive-Urlaubs nur am Strand der Costa Brava rösten oder sich bevorzugt am Balneario Nº 6 unseres 17. Bundeslandes aufhalten möchte, wird mit dem gerade erschienen Fettnäpfchenführer Spanien wenig bis nichts anfangen können. Für alle anderen, die für kurze oder längere Zeit nach Spanien reisen und sich im Vorfeld intensiv mit Land und Leuten vertraut machen möchten, ist der frisch erschienene Führer des Conbook-Verlags ein echter Gewinn.

Autorin Lisa Graf-Riemann, fundierte Spanienkennerin und -liebhaberin, lässt als Protagonisten die Sprachenschülerin Lena und den Programmierer Tom zum Fettnäpfchen-Wetthüpfen über 33 Lektionen antreten. Während Lena in Alicante mit den »kulturellen Eigenarten« ihrer WG-Mitbewohnerinnen zu kämpfen hat, versucht Tom in Madrid, mit den KollegInnen in seiner neuen Firma warm zu werden.

Gemeinsam mit den beiden lernen wir Fettnäpfchen unterschiedlichster Art und Größe kennen und erfahren, dass es nicht nur heikle Gesprächsthemen wie den Stierkampf oder »die« spanische Sprache (dabei gibt es fünf Landessprachen) galant zu umschiffen gilt. Nein, selbst Händeschütteln zur Begrüßung kann, ebenso wie aufmerksames Zuhören während eines Gesprächs, in Spanien unter Freunden zu Irritationen führen. Weil man sich dort mit Küsschen begrüßt und während einer Unterhaltung möglichst oft sein Interesse mit lebhaften Zwischenrufen zum Ausdruck bringt.

Die vielen peinlichen Situationen nicht selbst durchleben zu müssen, sondern bei kurzweiliger und genüsslicher Lektüre aus dem Lesesessel heraus betrachten zu dürfen, stellt – wie ich finde – einen unschätzbaren Wert dar. Der Fettnäpfchenführer bietet

  • sichereres Geleit durch alle möglichen und unmöglichen Alltagssituationen,
  • darüber hinaus jede Menge Wissenswertes aus allen Bereichen der spanischen Sprache und Kultur,
  • ein Glossar,
  • einen handlichen, doppelseitigen Kurzführer mit je 10 Dos and Don’ts,
  • Aussprachehilfen und
  • ein abschließendes Spanienwissen-Kapitel, mit dem wir selbst bei Günther Jauch bestehen könnten.

Geliebt habe ich den Fettnäpfchenführer für seine klaren Ansagen:

Für die sehr deutsche Frage »Ist hier noch frei?« brauchen Sie gar keine spanische Übersetzung zu lernen. Denn Sie sollten es einfach nicht tun. In Spanien setzt man sich nicht zu Leuten, die man nicht kennt, an einen Tisch. Das gehört sich nicht.

Da weiß man doch gleich, was Sache ist und kann sich unnötiges Blättern im Wörterbuch sparen. Die Autorin verrät natürlich anschließend noch, warum es in Spanien unüblich ist, sich mit Fremden den Tisch zu teilen. Ich tue es nicht. Also weder das Verraten, noch das Dazusetzen ;-)

Zwei Nachteile hatte der Fettnäpfchenführer für mich allerdings:
Erstmal lief mir angesichts der ausführlichen Schilderungen und Erläuterungen zur spanischen Küche ständig das Wasser im Mund zusammen und letztlich hat er bei mir auch noch akutes Fernweh ausgelöst!

Abgesehen davon habe ich aber nicht nur die unterhaltsame Lektüre sehr genossen, sondern als absolute und oft gereiste Spanienliebhaberin noch sehr viel Neues gelernt.

Deshalb: Ein lautes »Olé!« und Daumen hoch für den Fettnäpfchenführer Spanien!

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Lisa Graf-Riemann
Fettnäpfchenführer Spanien – Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Conbook Verlag, März 2011
ISBN 978-3934918-75-7
10,95 Euro

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